Ungefähr 500.000 Menschen besuchen jährlich italienische Sprachkurse – und das weltweit! Nicht gerade viel möchte man meinen. Ist das Lernen der italienischen Sprache ein Luxus, eine zwecklose Angelegenheit, wenn man nicht gerade vor hat, in dem Land zu leben oder zu arbeiten?

Was gibt es aber Schöneres als scheinbar "zwecklose" Dinge zu tun? Einen Sonnenuntergang zu beobachten. Einen Menschen auf der Straße anzulächeln. Zeit verstreichen zu lassen, wo man nichts tut. Wo scheinbar gar nichts passiert, aber doch so viel. Oder eben italienisch lernen.
Ich denke, den meisten Italienisch Lernenden ist es bewusst, dass sie diese Sprache nicht "nutzbringend" einsetzen können. Aber über diese Brücke eröffnen sich ihnen eine wunderbare Kultur, ein wunderbares Land und wunderbare Menschen.  Schon allein der Klang der Sprache ist ein Genuss. Seine Ausdrucksmöglichkeiten erscheinen mir durch die vielen Vokale durchaus klangvoller, emotionaler, vielfältiger.
Ganz zu schweigen von den Gesprächen und dem Geschehen im Land, dem man mit der Sprache einfach viel besser folgen kann. Die Sprache ist ein Genuss – und Genuss ist natürlich das, was die meisten Ausländer in diesem Land suchen. So kann man teilhaben an einer Kultur, die südländisch gemächlich  ideal für den Urlaub ist.
Neulich traf ich in Deutschland eine Amerikanerin im Zug. Sie saß neben mir. Was für eine Überraschung, als unsere Unterhaltung ergab, dass wir beide Italienisch können. Sofort wechselten wir vom Englischen ins Italienische und hatten einen Riesenspass, über unsere Vorliebe für dieses Land, über italienische Männer (!) und über italienische Agrarwirtschaft zu sprechen. So fuhren wir zwischen Hamm und Paderborn, hatten auf dem Weg eine zweistündige Pause der DB auf diese Weise überbrückt.
Unser Wiedersehen zu einem späteren Zeitpunkt in Köln war von der gleichen Freude und dem gleichen Spirit getragen – dieser Liebe zu Italien. Was für eine wunderbare Begegnung zwischen den Kulturen!

Bildquelle: @Renata